Deutschlands erfolgreichste Band im Ausland – Rammstein – haben anlässlich ihres 25- Jährigen Bandjubiläums am 17.05.2019 ihr jüngstes Werk und somit siebtes
Studioalbum, mit dem Titel Rammstein veröffentlicht. Ein einzelnes Streichholz ziert das sehr einfach in weiß gehaltene Albumcover.
Nach einem Videotrailer für das Musikvideo zum Lied „Deutschland“, konnte ich den Schock der Masse förmlich spüren und auch nachvollziehen, denn in dem Video sieht man die
Künstler in KZ-Gefangenen-Kleidung am Galgen. Am 28.03.2019 erschien dann endlich das komplette Musikvideo und mit 09 Minuten und 23 Sekunden höchster Videokunst ist es ein Genuss für
jedes Auge, ein kleiner musikalischer Spielfilm.
Man muss sagen: Rammstein polarisiert!
In dem Video wird die deutsche Geschichte beginnend mit der Varusschlacht im Teutoburger Wald, bis hin zum dritten Reich und der Vernichtung der Juden und sogar nach der DDR-Zeit angedeutet.
Zwischendurch sehen wir immer wieder andere obskure Szenen, die Mitglieder der Band sind die Darsteller. Wir sehen auch immer wieder eine Frau mit afrikanischen Wurzeln, die z.B. als
Kriegerin oder als Ritterin agiert, im Abspann wird sie als “Germania” betitelt.
Im Chorus kommt immer wieder die Textzeile:
„Deutschland, Deutschland über allem“,
was zweifellos an die erste Strophe des Deutschlandliedes (welche im Übrigen verboten ist) angelehnt ist.
Ich finde das Lied musikalisch und textlich sehr gut gelungen, denn einerseits kommen hier die altbekannten härteren Riffs der Band gut zur Geltung und andererseits kommt Keyboarder Flake wie
fast immer auf seine Kosten.
Textlich und Sängerisch finden wir den Rammstein-Texter und Sänger Till Lindemann in einer düsteren dramatischen Stimmung wieder. Gerade Lindemanns Stimme, und das gerollte “R”,
für das der Sänger bekannt ist, betonen die düstere und härtere Stimmung. Viele Textzeilen wiederholen sich und mir kommt es teilweise so vor, als bestünde das Lied aus 80% Refrain und 20%
normaler Strophe. Gerade bei diesem Song muss jeder selbst entscheiden, ob er ihn mag oder nicht. Ich persönlich finde ihn aus den genannten Gründen überragend, aber dennoch ist es nicht mein
Lieblingssong auf diesem Album, zu diesem komme ich nämlich jetzt, ich rede von dem Song “Radio”.
Der Song “Radio” wurde erstmals am 25.04.2019 bei 6 verschiedenen Radiowellen ausgestrahlt. Zeitgleich dazu gab es an einigen Stellen Events, bei dem das Video stumm an Häuserwände projiziert
wurde.
Damit man das Video mit Musik genießen konnte, musste man mit seinem Radio die entsprechenden Sender einschalten. Ich möchte diesmal zunächst auf das musikalische eingehen, bevor ich zu dem Video
komme.
“Radio” ist etwas poppiger als das düstere, kraft geladene “Deutschland”. Das Lied erinnert mich sehr stark an die Titel des Albums “Liebe ist für alle da”. In dem Lied geht es
wahrscheinlich um die Ausgrenzung der DDR-Bürger zu Zeit der DDR, denn diese durften nur ihre eigenen, also die von der Regierung genehmigten Wellen hören. Viele jedoch widersetzen sich und
mussten ihre Weltempfänger ganz leise halten und direkt mit dem Ohr an das Gerät, damit sie ja nicht von der Staatssicherheit erwischt werden. Die Mitglieder von Rammstein sind im übrigen in der
DDR aufgewachsen.
In dem Video spielt Rammstein in einem leeren Konzertsaal oder Funkhaus, welches später von Soldaten gestürmt wird, und über einen angedeuteten Radiosender wird das Lied hinaus gesendet. Viele
Menschen himmeln in dem Video ihr Radio an. Es wird Sex mit einem Radio angedeutet, einem Radio wird sogar die Brust gegeben.
Auch dieses Video regt sehr zum nachdenken an.
Bevor ich hier zu ausschweifend werde, möchte ich zum nächsten Titel kommen: “Zeig dich”
Zeig dich startet mit scheinbar lateinischen Litaneien, und wenig später starten härtere Riffs und das Schlagzeug. In dem sehr düsteren Lied geht es, wie man unschwer hören kann, um die Kirche.
Es werden viele Kirchliche Themen stichwortartig angesprochen. Wir hören auch eine nicht so düstere Gesangsstimme Lindemanns, wonach allerdings direkt wieder eine sehr düstere Passage folgt, mit
anschließender Gesangsstimme.
Das Lied endet kurz nach ähnlichen Litaneien, wie am Anfang mit den Worten “ Zeig dich”.
Ich finde das Lied sehr kurzweilig und energisch.
Das nächste Musikstück “Ausländer” hört sich erst einmal sehr provokant an, im Stück wird aber deutlich, dass es sich um einen Reisenden handelt, der sich wenig später als
Sextourist herausstellt.
Der Stil ist wieder etwas poppiger, aber auch inhaltlich ist alles etwas “poppiger” um es mal mit einem kleinen Wortwitz zu versuchen. Der Refrain geht mir nur schwer wieder aus dem Kopf, ich
werde wahrscheinlich die Zeile
“Ich bin Ausländer”
die nächsten Tage immer wieder vor mich hin singen.
Auch der nächste Titel ist mit dem Titel “Sex” sehr auf die schönste Nebensache geeicht. Harte Riffs am Anfang gemischt mit einem typischen
Rammstein-Text, Lindemann hat hier wieder bewiesen, dass er gut dichten kann. Thematisch erinnert mich das Lied sehr an Pussy, wobei Lindemann eher auf den Akt an sich und das Verlangen eingeht.
Gefühlt ist das Lied nur ein Mittel zum Zweck um ganz oft “Sex” zu sagen und mit eines der Lowlights dieses Albums.
Weiter geht es mit dem Lied “Puppe”, in dem Rammstein, insbesondere Till Lindemann uns auf eine Reise in das Innerste eines Menschen nimmt. Das Lied behandelt unter anderem das
Thema Prostitution und Psychische Störung. In dem Lied singt Lindemann in der Egoperspektive über das Verhältnis einer Person, die scheinbar das Bett hüten muss
zu seiner Schwester, die der Prostitution nachgeht.
Lindemann schreit dass er einer Puppe den Kopf abreiße und abbeiße und dass es ihm sehr schlecht ginge. Im Laufe des Liedes wird die Schwester scheinbar von einem Freier getötet und die Person
aus derer Lindemann singt, reißt der Puppe wieder den Kopf ab, aber nun geht es der Person wohl gut.
Ich finde das Lied sehr extrem, textlich, wie auch musikalisch. Ich kann mir aber durchaus vorstellen, dass das Lied, wenn es Live gespielt wird in einem riesigen Moshpit endet und die Besucher
während des Chorus ausrasten.
Im Song “Was ich Liebe”, welches sehr langsam anfängt, behandelt Rammstein das Verhältnis zu den Dingen, die man mag, aber auch nicht mag. Hassliebe.
Insgesamt ist das Lied weiterhin sehr ruhig, zumindest für Rammstein´sche Verhältnisse und angenehm zu hören. Es kommen zwar nochmal ein paar gute Riffs aber das Lied sticht nicht sehr
heraus.
Mit “Diamant”, dem achten Stück auf dem Album, bekommen wir eine kurze Ballade zu hören.
In dem Song, hier denke ich aber schon fast, dass ich mich irre, scheint Lindemann die Trennung von seiner Ex Sophia Thomalla zu verarbeiten.
“Welche Kraft, was für ein Schein, wunderschön, wie ein Diamant”
passt meiner Meinung nach sehr gut zu der gut aussehenden Thomalla. Ein sehr schönes Lied, mehr kann ich dazu nicht sagen.
Das neunte Stück “Weit weg” erzählt uns, mit rockiger, leicht baladiger Note eine Geschichte von einer männlichen Person, die scheinbar einer weiblichen Person nachstellt, aber
wohl den persönlichen Kontakt nicht sucht. Oder kurz: Voyeurismus.
Auch dieses Lied sticht für mich nicht besonders heraus, ist aber angenehm zu hören.
“Tattoo”, das Lied, das ich am ehesten zu den klassischen Rammstein-Werken zählen würde , denn wir hören Altbekannte Rammstein Riffs, Lindemann singt gewohnt düster. Das Lied
behandelt, wie der Titel schon spoilert Tattoos.
Für alteingesessene Rammstein-Fans wie mich sicherlich eines eines der Highlights des Albums. Das Outro des Albums “Hallomann” beginnt sehr düster.
Schnell merkt man, das es in dem Lied um Kindesmissbrauch geht. Ein Fremder bittet ein junges Mädchen in sein Auto zu steigen mit dem Versprechen, dass er ihr Muscheln mit
Fritten kauft.
Ein sehr düsteres Finale!
Als ich heute morgen zum ersten Mal das Album hörte, wusste ich noch nicht so recht, wie ich das Album finde.
Im Laufe des Tages (Das Album läuft natürlich hoch und runter, wie es sich für einen Rammstein-Fan gehört) kann ich aufgrund der oben aufgeführten Gründen mehr und mehr behaupten , dass uns die
Band Rammstein hier ein grandioses Album, wenn auch es einige Schwächen hat , abgeliefert hat, dass ich gerne Live erleben möchte.
Müsste ich das Album benoten, würde es bei eine glatte 2 bekommen.
TEXT: LUKAS ARNOLD
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Johanna (Freitag, 17 Mai 2019 21:48)
Richtig guter Beitrag