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Interview Teil 2/2: Kmpfsprt "Das klingt wie in so’ner Beziehung beim Sex"

C: Habt ihr irgendwelche Rituale vor der Show?

 

K: Das klingt wie in so’ner Beziehung beim Sex, wo man Tricks hat um das Liebesleben am Laufen zu halten. Aber nein, da haben wir eigentlich keine Rituale. Meistens ist das so, dass muss alles schnell gehen, man muss umbauen und dann ist das auf einmal schon und irgendwer sagt dir „Jetzt Stage!“ und dann ist da einfach manchmal auf keine Zeit für. Also so ein richtiges Ritual gibt es bei uns nicht. Außer dass wir uns fistbumpen, also mit den Fäusten quasi einschlagen.

 

C: Also ist der Fistbump, wenn es zeitlich passt, sowas wie euer Ritual?

 

K: Ja, so ungefähr. Zwar unspektakulär, aber da ist halt nicht immer Zeit für.

 

C: Du warst ja in Japan. Wie lange warst du in Japan?

 

K: 4 Jahre. In Tokio.

 

C: Einfach weil du Interesse an Tokio hattest?

 

K: Also ich hab Japanlogie studiert und da macht es dann halt Sinn, wenn man für das Studium halt mal nach Japan geht. Weil du die Sprache da halt viel besser als an der Uni lernst. Und dann bin ich da, einfach weil’s mir so gut gefallen hat geblieben und habe dann halt insgesamt 4 Jahre da verbracht. Und da war’s dann irgendwie logisch irgendwann dann mal etwas davon mit einfließen zu lassen.

 

C: Und warum dann ausgerechnet Außenseiter?

 

K: Das hätte man auch eigentlich auf Deutsch machen können. Aber weil Außenseiter uns als Punkband einfach perfekt beschreibt und das ist dann halt dein Leben, wenn du dich halt dafür entscheidest oder ich hab manchmal das Gefühl, dass Punk sich für dich entscheidet. Man hat halt nicht die Wahl, sondern wird da irgendwie rein geboren. Man findet sich in Punk wieder und als ich 15 / 16 war, ich glaub da ging’s los, da war das halt irgendwie dass das das Leben extrem bereichert hat, du warst halt Punk, egal was die Gesellschaft gesagt hat. Ob du hässlich, dumm oder ein Loser bist, du machst halt dein Ding und die labern scheiße und du bist halt cool und das hat uns Punk irgendwie beigebracht. Und deswegen dieses Außenseitertum zelebrieren wir und das finden wir super und solidarisieren uns mit all‘ den Außenseitern dieser Welt. Und daher kam unser Titel Gaijin.

 

C: Das war eine sehr schöne Antwort. Wollt ihr mit den Texten die ihr schreibt etwas verbinden? Also sind das persönliche Dinge, die ihr durch die Songs verarbeitet? Oder sind das eher Geschichten, die mit den privaten Problemen nichts zu tun haben?

 

K: Also eigentlich hat man schon immer eine Grundidee. Also bei uns ist es so, dass wir mit mehreren Leuten auch texten, also es gibt nicht nur einen der die Texte schreibt. Es ist halt schon so, dass jeder was dazu beiträgt oder einen eigenen Text schreibt. Das ist halt was, was bei Kmpfsprt funktioniert und womit jeder sich abfinden kann. Aber im ersten Schritt wird halt auf eigene Erfahrungen oder eigene Ideen zurückgegriffen. Man will damit ja was ausdrücken und man schreibt nicht einfach ein paar leere Worte hin und sagt „Okay, da mach ich jetzt einen Text raus.“ Es muss für uns schon einen gewissen Sinn haben.

 

C: Aber habt ihr wirklich gar keinen, der so das Hauptwriting übernimmt? Also dass es immer verteilt ist und alle machen gleich viel?

 

K: Das hat sich so gewandelt. Am Anfang hat der Dennis die meisten Texte geschrieben und dann zum ersten Album hat Dennis nur die Hälfte geschrieben und die andere Hälfte ich. Also hauptsächlich schreiben wirklich Dennis und ich. Wir können nicht genau sagen, wer wie viel genau am neuen Album geschrieben hat, also dass es wirklich genau aufgeteilt ist und hinkommt. Also es ist nicht so, dass das geplant wäre. Und es ist ja irgendwie klar, wenn man so viele Leute hat, die schreiben können, dann hat man mehr Ideen und jeder hat mal gute oder weniger gute Texte. Am Ende wählt man dann die guten Texte aus und die kommen dann auf’s Album. Und dadurch dass wir dieses große Glück haben, dass wir da wirklich 3 Leute haben, die das machen, haben wir ja auch einen viel viel größeren Pool aus Texten aus denen wir dann am Ende auswählen können. Deswegen ist das eigentlich ganz geil so. Wir haben halt viel Kreativität in der Band und das finde ich auch ganz geil, also dass wir eine Band sind, wo jedes Mitglied sich mit einbringt. Ins Texting, ins Songwriting und dass es wirklich ein Band-Ding ist und nicht nur eine One Man Show mit 3 Dudes da hinter. Jeder hat halt so seinen wichtigen Teil bei uns. Das ist eine sehr gute und auch sehr kollektive Sache.

 

C: Ich glaube sowas macht aber auch eine gute Band aus.

 

K: Ja!

 

C: Es wär‘ ja auch langweilig, wenn alles was gut ist, nur aus einer Feder kommt. Das funktioniert halt weder in einer Band noch wie bei uns im Radio oder sonst irgendwo.

 

K: Das stimmt. Sowas funktioniert eine gewisse Zeit lang, aber wenn man derjenige ist, der da nichts zu melden hat oder einfach nicht dazu beiträgt, der wird sich dann auch mal melden, wenn’s grad irgendwie schlecht läuft oder wird sich dann denken „Hey, dann macht euern Scheiß‘ doch alleine.“ Und wenn du da halt selbst was reingesteckt hast, dann bist du auch immer mit mehr Herzblut dabei. Du bist halt viel mehr mit deinem Herzen da drin und das ist glaube ich der Unterschied. Es mag auch funktionieren bei vielleicht größeren Geschichten oder großen Bands, wo halt egal was passiert immer Leute hinkommen. Aber ich glaube, wenn es dann mal schlechter läuft, ist es da auch echt schwieriger die Band zusammenzuhalten, wenn’s nicht so kollektiv ist.

 

C: Ihr seid mit dem neuen Album ja auch tatsächlich in den Charts  gewesen. Wie war das für euch als ihr das mitbekommen habt? Wie war eure erste Reaktion?

 

K: Das ist natürlich schon ziemlich abgefahren. Das ist jetzt nichts, wo man die ganze Zeit drauf schielt, weil so eine Band wie wir in den Charts, das ist halt eher noch verrückt. Aber da sieht man dass die Leute wirklich Bock auf das Album haben und dass wir dann durch sowas wo rein raten, wo wir ja eigentlich mit Punk nichts zu suchen haben. Und das ist dann auch wieder ganz cool. Wir waren damit ja tatsächlich auch vor den Kastlruther Spatzen. Und das ist halt eine komplett andere Welt. Aber es ist jetzt nicht so, dass wir uns da irgendwie für selber feiern und sagen „Geil, wir sind in den Charts.“ Wir bringen halt einfach nur Musik raus und wenn das dann Leuten gefällt, dann ist das super und auch wenn die sich dann die Platte kaufen ist’s auch super. Aber das ist halt auch nur eine Zahl in irgendeinem Register in irgendeinem System mit dem wir nichts zu tun haben. Und dann ist man nach einer Woche auch wieder raus und man ist halt einmal so reingerutscht, aber das ist auch eigentlich gar nicht so unsere Welt. Insofern ist halt cool und klar, ist es ein Erfolgserlebnis, aber auch eher so auf Gunsten der Leute, die uns Supporten und die haben das geschafft und nicht wir. Dass wir halt die Musik machen und die Leute die Bock drauf haben, kaufen es. Das spiegelt sich halt dort dann wieder und so kann man dann auch einen kleinen Abdruck in den Charts hinterlassen.

 

C: Ach mega. Aber jetzt mal so’n bisschen von dem Albumding weg. Ihr seid ja auch viel auf Festivals unterwegs. Unteranderem ja auch das Green Juice, wo wir ja auch dabei waren. Gab’s dieses Jahr was an Festivals, wo ihr gesagt habt, DAS war extrem?

 

K: Ja, also auf jeden Fall. Für uns waren halt die beiden Shows beim Southside und beim Deichbrand richtig krass. Das waren halt wirklich große und auch namenhafte Festivals, wo so viele Leute vor der Bühne standen, wo man niemals damit gerechnet hätte. Es war halt so, beim Deichbrand spielen und dann stehen da bei uns an der Stage vielleicht 200 Leute wenn wir Glück haben und die anderen sind dann irgendwo anders und verteilen sich oder so.

 

C: Habt ihr in dem Zelt gespielt?

 

K: Ne, auf ner richtigen Stage die draußen stand. Wie so eine Art Strandbar. Und dann haben die da wirklich irgendwann Einlassstop gemacht und uns haben ganz viele Leute geschrieben, dass die nicht mehr reinkommen und das sah halt total geil aus. Von der Bühne auf diese Leute da zu schauen war unglaublich. Und das waren so viele und es hat so viel Spaß gemacht, da zu spielen. Also das war wirklich krass und beim Southside, da waren wir so die erste Band des ganzen Festivals und dementsprechend quasi die kleinste Band auch aufm Southside und wir haben das eröffnet und trotzdem war dieses Zelt bis hinten hin gefüllt mit Leuten. Das ist einfach sowas, das erwartet man nicht. Man fährt da hin und denkt man spielt da jetzt als erste Band, wenn man halt Pech hat, vor 15 Leuten oder so in dem Riesenzelt und dann geht das so ab und die Leute nehmen einen irgendwie an und feiern und singen mit und das ist ein unbeschreibliches Gefühl. Aber auch das Green Juice oder das Open Flair. Ja, das Open Flair ist immer geil und sehr, sehr schön. Und das Green Juice ist halt relativ groß, aber doch so familiär und da dann mitten in der Stadt auf einer riesigen Bühne zu spielen ist halt schon geil. Aber jetzt sind die Festivals ja erst mal rum. Das ist aber auch immer gut und schön, dass sich das so abwechselt. Festivals sind halt cool, aber es ist auch cool, jetzt wieder in Clubs zu gehen.

 

C: Aber bei dem Wetter draußen, ist man ja auch froh, nicht draußen spielen zu müssen.

 

K: Ja, mega. Aber dieses Jahr hatten wir ja wirklich auch die ganze Zeit mega geiles Wetter. Das war ja gefühlt auch der erste Festivalsommer seit Jahren, wo wir immer Sonne und super Wetter hatten. 2016 oder wann das war, dieser Sommer, wo wir nur so ein Festival hatten, wo die Sonne schien und der Rest halt wirklich nur so war, dass wir vorher nur in unseren Zelten hingen bevor‘s auf die Bühne ging, weil’s einfach nur am schütten wart. Und dieses Jahr war halt echt Sonnenbrille und Caipirinha. Für die Landwirtschaft tut’s mir leid, aber für uns war’s halt geil.

 

C: Aber teilweise war’s leider auch echt zu heiß. Beispielweise auf’m Deichbrand, das war halt eine einzige Staublandschaft und du bist duschen gegangen und sahst 5 Minuten später aus wie vorher.

 

K: Ja, schrecklich. Aber das passiert beispielsweise mit Wollpulli nicht.

 

C: Das stimmt. Aber damit sind wir jetzt auch am Ende angekommen. Danke für Antwortstehen und Danke fürs Zeit nehmen.

 

K: Gerne.

 

Hier könnt ihr die Jungs von Kmpfsprt noch live sehen:

09.11.18 - Jena, Rosenkeller

24.11.18 - Köln, Gebäude 9

14.12.18 - Trier, Mergener Hof

15.02.19 - Münster, Sputnik Halle *

16.02.18 - Hannover, Kulturzentrum Faust *

* Support für ZSK

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