· 

Vier Tage Hurricane, mehr als hundert Künstler und 12 Grad Celsius


Vom 22. Juni bis zum 24. Juni öffnete das Hurricane Festival für rund 65.000 Besucher seine Türen. Zu den Headlinern des diesjährigen Line Ups zählten unter anderem Billy Talent, The Progidy, die Arctic Monkey, sowie Kraftklub, Arcade Fire, aber auch Marteria oder die Broilers. Aber auch Newcomer wie die Leoniden oder Drangsal waren mit von der Partie und feierten auf vier verschiedenen Bühnen (Green Stage, Blue Stage, Red Stage und White Stage) das Hurricane Festival. Und wir vom Concerttalk waren immer dabei.

 

Unsere Anreise am Donnerstag gestaltete sich teils abenteuerlich mit dem Zug, teils gemütlich mit dem Auto, aber so oder so waren wir heilfroh als wir auf unserem Campingplatz, in bester Lage, ankamen. Zum Infield brauchten wir 5 Minuten, oder zwei Wegbiere, zu den Duschen und Toiletten nur 3 Minuten, und der lebensrettende Penny lag sogar noch näher. Unser Camp bestand aus rund 30 Leuten,10 Zelten, sowie zwei Pavillons und einem kleinen Pool. Egal wann man vom Infield zurück kam, es war immer jemand da.

Unsere Zelte waren überraschend schnell aufgebaut, und schon saßen wir mit einem kühlen Bier, und einem dicken Pullover im Campingstuhl. Das Festival war im Juni, das Wetter war aber eher so April. Die Höchsttemperaturen lagen bei 17 Grad, nachts sogar nur 8 Grad, dazu kam noch andauernder Regen und Wind. Das machte vor allen Dingen die ersten beiden Tage unangenehm und auch etwas anstrengend.

Die Klamotten waren andauernd nass, die Pavillons hoben ab und an mal ab, und für einen kleinen Moment kamen Zweifel, die nach der ersten Band aber sehr schnell verflogen waren, denn das Warm Up Programm am Donnerstagabend hat uns gut eingeheizt.

Zuerst schauten wir uns die deutsche Punkrockband Radio Havana an, die sowohl eigene Lieder als auch ein Cover von den Prinzen spielten. Wer Punkrock mag, hätte diesen Auftritt definitiv geliebt!

Nach Radio Havana freuten wir uns tierisch auf die Leoniden, eine Band aus Kiel die sehr fröhlichen Indie-Rock spielt, und uns während ihres Auftritts mit ihrer neuen Single ,,Kids“ überraschten. Die Energie der Band auf der Bühne griff sehr schnell auf das Publikum über, und die ersten Moshpits bildeten sich nach einigen Songs. Das Highlight, war neben der neuen Single, auch die Publikumsnähe des Leadsängers Jakob, denn er entschied sich dazu mit einigen Drumelementen einen kleinen Abstecher in die Menge zu machen, und das Publikum rastete aus. Erstaunlicher Weise haben es, sowohl Jakob als auch die Drumelemente wieder auf die Bühne geschafft, wobei die Drums nach und nach in Einzelteilen

aus der Masse rausgereicht wurden. Für die Band, als auch für die Fans, ein absolut gelungener Auftritt.

 

Nach den Leoniden traten noch Liedfett und Audio88 & Yassin auf, doch unsere Müdigkeit war größer als der Wille diese Bands noch zu sehen, und so machen wir uns auf den Weg in unser Camp, denn die Vorfreude auf unsere Schlafsäcke war riesig.

Am Freitagmorgen wurden wir vom Regen geweckt, und mussten direkt erst mal abwägen wie warm wir uns anziehen. Klar wir wollten gegen Regen und Kälte geschützt sein, aber bei den Auftritten nicht vor eigener Körperwärme eingehen. Die Morgenroutine war klar: erst mal pinkeln, dann Zähnepuzten, ab in den Penny Frühstück holen, Campingstuhl, Bier!

Die erste Band in meinen Plänen waren die Donots um 17:15 Uhr, die ich auf Grund des Einlasses, der wesentlich länger dauerte als zunächst angenommen, leider fast komplett verpasste.

Danach waren Feine Sahne Fischfilet, the Offspring und die Broilers an der Reihe, die ich privat zwar alle nicht höre, die mich live dann aber doch überrascht haben. Bis auf die Moshpits, die mich nun mal leider

 

komplett überfordern, konnte ich jedem Auftritt was gutes abgewinnen.

Gegen 23:15Uhr kamen Billy Talent auf die Bühne, die Lieblingsband einer guten Freundin von mir, die mit mir da war, und der Hauptgrund meiner Anwesenheit

Das Bühnenbild war beeindrucken, die Band hatte Bock, und die Klassiker wie Red Flag oder Surrender feierte sowieso jeder. Das besondere an dem Auftritt war, dass der frühere Drummer, der die Band aufgrund einer Krankheit verlassen musste, für einige Songs wieder hinter den Drums saß. Nach Surrender machte ich mich mit einigen Freunden auf den Weg zu Marteria, die ich dann aber einige Minuten später alle in der Menge verloren hatte, was meine Euphorie aber nicht geschmälert hat. Sowohl

als Marteria, als auch als Marsimoto hatte Marten die Bühne abgrissen. Das Publikum hatte unfassbar Bock, und Marteria auch. Mit Songs wie ,,Endboss“ oder ,,Lila Wolken“ heizte er dem Publikum richtig ein. Ausnahmslos alle waren am Tanzen oder bei irgendwem auf den Schultern, und zu Schluss nahm Marteria noch ein Bad in der Menge. Für mich persönlich definitiv das Highlight des Freitags.

 

Als Kontrast zu dem vollen Programm am Freitag war der Samstag eher so ein Lehrlauftag. Es gab keine Band wo ich absolut unbedingt hin musste, also gingen wir erst um 16 Uhr zu SXTN rüber, und die haben Bock gemacht! Man konnte zu jedem Lied abfeiern, ob man es kannte oder nicht. Nachdem sich Nura und Juju einen Joint auf der Bühne zu ,,Bongzimmer“ geraucht hatten, forderten sie das Publikum dazu auf so viele Moshpits wie möglich aufzumachen. Es waren insgesamt unglaubliche acht Stück an der Zahl und überall flog das Konfetti. Insgesamt ein ziemlich feierbarer Auftritt.

Nach SXTN schaute ich mir dann ganz kurz Madsen an, beschloss dann aber doch erst mal wieder auf den Campingplatz zu gehen. Die schwierigste Entscheidung die ich da treffen musste: mir the Kooks und Biffy Clyro angucken, oder das WM Spiel.

Letztendlich fand ich es dann doch mal ganz interessant mit ein paar tausend Menschen Fußball zu gucken, und zu beobachten wie einige zu Bundestrainern mutieren.

Die Freude über das rettende Tor in letzter Minute, war unbändig. Es flogen Becher, fremde Menschen lagen sich in den Armen als hätten wir die WM gewonnen. Ein Bild für die Götter.

Nach dem Spiel machte ich noch mal einen kurzen Abstecher aufs Infield um bei Portugal.The.Man und the Progidy vorbei zu schauen, aber die Kälte trieb mich recht schnell in meinen Schlafack.

 

Als Sonntag dann mein Wecker klingelte begann mein absoluter Highlighttag, denn ich würde drei meiner Lieblingskünstler sehen, und ich war aufgeregt und voller Vorfreude.

Gegen 13 Uhr machte ich mich auf den Weg zum Infield, weil ich befürchtet hatte, dass der Einlass wieder so lange dauern würde. Aber zu meiner eigenen Überraschung, war ich recht fix drin und durfte dann noch etwas warten, bis ich mich mit einigen Freunden getroffen hatte, um dann gegen 13:45 Uhr zu Drangsal zu gehen.

Sein neues Album ,,Zores“ hatte mich sofort begeistert, und ich war einfach nur

fassungslos, dass mir ein so guter Künstler so lange entgehen konnte. Sowohl seine deutschen als auch seine englischen Lieder sind absolute Meisterwerke. Es gibt auf dem Album tatsächlich kein Lied das mir persönlich nicht gefällt, deswegen war für mich der Auftritt der absoluter Wahnsinn. Man konnte sofort erkennen, dass die Band Spaß daran hat Musik zu machen. Also Karten für die nächste Tour werden mit Sicherheit gekauft.

Von einem Lieblingskünstler zum anderen schaute ich mir danach Wanda an, eine österreichische Band die mich schon seit längerer Zeit begeistert. Aber dennoch hörte ich mir nur einige Lieder an, da ich bereits gegen halb fünf ,,Einlassstress“ wegen Kraftklub bekam, die aber erst gegen 20:15 Uhr spielten. Als ich dann bei ,,Ich will Schnaps“ gehen musste blutete mein Herz zwar etwas, aber ich musste Prioritäten setzten.

 

Zehn Minuten später stellte sich heraus, dass dieser Stress absolut unnötig war, da ich problemlos bis in die zweite/dritte Reihe vorgehen konnte, wo meine Freunde schon auf mich warteten. Gemeinsam mit ihnen schaute ich mir neben her NOFX an, die mich mit ihrer sehr sarkastischen Art sofort gepackt hatten. Die Musik war vielleicht nicht ganz so meins, aber der Humor der Band war genau meiner.

Im Anschluss spielten Franz Ferdinand, eine Band die ich hin und wieder mal gehört hatte, weshalb ich mich echt auf den Auftritt freute. Zwischen durch kamen immer mal wieder Lieder die man kannte und wo man mittanzen konnte. Dennoch war ich mental schon bei Kraftklub.

Als nach Franz Ferdinand umgebaut wurde, hab ich es gemeinsam mit einer Freundin tatsächlich in die erste Reihe geschafft, und war sehr erleichter und glücklich. Die Wartezeit wurde mit Konfetti überbrückt, und als der ,,Keine Nacht für Niemand“ Vorhang dann gelüftet wurde stieg die Aufregung, da Kraftklub zu meinen absoluten Lieblingsbands zählen.

Und dann ging es los, die Show wurde mit ,,Karl-Marx-Stadt“ eröffnet, einem Lied das mich erst live bei den Konzerten im März richtig überzeugen konnte. Meine anfängliche Skepsis, ob sich ,,Karl-Marx-Stadt“ gut als Opener eignen würde, war innerhalb einer Sekunde verflogen.

 

Der gesamte Auftritt war so wie ich ihn von Kraftklub kannte; energisch, feierbar, aktionreich.

Zum ersten mal sah ich eine Show mit den Lemmingen oder wie Felix, der Leadsänger sagen würde, der Gang. Diese Gang besteht aus rund 30 Personen, meist sogar Fans, die sich auf einen Aufruf von Kraftklub gemeldet hatten. Sie reisen auf Festivals mit, tragen alle eine schwarze Hose, ein weißes Shirt und eine rote Jacke, und begleiten Kraftklub für ein paar Lieder mit einer Choreografie. Man kann darüber ja sagen was man möchte, aber meiner persönlichen Meinung nach machen die Lemminge auf der Bühne richtig was her, und werten die Bühnenperformance noch mehr auf. Allein das es wirklich Fans sind, die mit ihrer Lieblingsband auf der Bühne stehen, finde ich einfach unfassbar genial. Die müssen sich bis heute einen Ast abfreuen.

Etwas verwirrend war es, dass ,,Randale“ in der Mitte des Sets gespielt wurde, da es bei den Konzerten immer eines der Schlusslieder war. Mit einer Menschenmenge auf Kommando aufzuspringen und beliebige Gegenstände in die Luft zu werfen, hat dennoch Spaß gemacht. Das einzige was mir bei dem Auftritt wirklich gefehlt hat, war ,,Kein Liebeslied“ oder ,,Fan von Dir“. Einfach ein Lied zu dem man zwischen den ganzen Hochs, auch mal etwas traurig und melancholisch sein kann. Dennoch war der Auftritt von Kraftklub mein perfekter Festivalabschluss, da ich mir die Arctic Monkeys genau 20

Sekunden angeschaut habe und dann doch gegangen bin.

 

Alles in allem war es, trotz des Regens und der Kälte, ein unglaublich tolles Festivalwochenende mit vielen tollen Menschen und grandiosen Auftritten verschiedenster Bands.

Nächstes Jahr findet das Hurricane Festival übrigens vom 21.-23.Juni statt, und das wieder am Eichenring in Scheeßel. Wer dabei sein möchte kann sich jetzt schon Karten holen, denn der Vorverkauf hat bereits begonnen. Dann können wieder rund 65.000 Menschen gemeinsam scheeßeln gehen!

 (Text: Michelle Flatt)


Den dazugehörigen Podcast findet ihr Hier: 

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0